All good things come to an end...
Wie die ersten beiden Teile unserer Serie aufzeigten, formt sich der Charakter und die Persönlichkeit nicht im Zustand der Ruhe, sondern nur durch etwaige Erfahrungen und Prüfungen. An dieser Stelle seien insbesonders die Worte von Helen Keller noch einmal in Erinnerung gerufen:
"Der Charakter kann sich nicht im Zustand der Ruhe und Behaglichkeit entwickeln. Nur durch die Erfahrung von Prüfung und Leiden kann die Seele gestärkt, die Vision geklärt, der Ehrgeiz angeregt und der Erfolg erzielt werden.“
Diesen Umstand beschrieben und konstatierten auch der Psychologe Freud und der Psychoanalytiker Fromm. Wer diese Rückschlüsse verpasst hat, dem sei Teil I & II ans Herz gelegt.
Und so kehren wir kurzerhand zu unserer letzten wegweisenden Persönlichkeit zurück, der Härte in anderer Form begegnete und der es trotz dessen schaffte, sich in die Analen der italienischen Wirtschaftsgeschichte zu "schreiben" – ganz zu schweigen davon, dass er dies mit unerreichtem Stil tat.
Von wem die Rede ist? Natürlich von keinem geringeren als Gianni Agnelli.
Gianni Agnelli
Als weiterer Spross einer bemerkenswerten und wohlhabenden Familie, schien Agnelli ein Leben zu führen, das so mühelos war wie sein Stil.
Gianni Agnelli – der seit seinem Jurastudium den Spitznamen l'avvocato trug – galt mit seiner Person und seinem Charakter als heimlicher Herrscher Italiens. Doch sein Charisma und sein gesellschaftliches Ansehen – ganz zu schweigen von seinem sartorialen Feingefühl – waren ihm nicht von vornherein in die Wiege gelegt.
Also wie kam es dazu?
Um den Worten von Helen Keller glauben zu schenken, erst als er in den 70er Jahren aufgrund der monumentalen und existentiellen Bedrohungen der Streiks von Gewerkschaftern (die die Schließung der FIAT-Produktionsstätten erzwangen) in seinem Unternehmen durch Probe und Drangsale ging, transzendierte sein Vermächtnis und verflochte sich mit den Analen der italienischen Industrie Geschichte.
Doch eigentlich nahm die Entstehungsgeschichte von Agnelli's Charakter schon viel früher ihren lauf, denn trotz seiner Herkunft, kann nicht behauptet werden, dass es Agnelli leicht hatte in seinen frühen Tagen.
Zukunft braucht Herkunft?
Obwohl Gianni während des Zweiten Weltkriegs vom Militärdienst befreit war, da seine Person als "lebenswichtig" für die Industrie angesehen wurde, meldete er sich freiwillig und verbrachte fünf Jahre als Kavallerieoffizier. Er war an vorderster afrikanischer und russischer Front mit dabei und wurde mit dem Kreuz für militärische Tapferkeit ausgezeichnet.
Von seinem gleichnamigen Großvater, dem Gründer des Fiat-Konzerns, wurde er dann in jungen Jahren als Erbe des Autowerks gewählt, nachdem sein Vater bei einem Flugzeugunglück tragisch ums Leben gekommen war. Einige Jahre später verunglückte auch Agnelli's Mutter tödlich bei einen Autounfall.
Obwohl seine beiden Eltern bei Unfällen ums Leben kamen, forderte Gianni die Götter weiterhin heraus, indem er selbst stets am Rande des Limits bzw. weit darüber hinaus lebte und Auto fuhr. Dabei überlebte er Dutzende schwerer Unfälle auf der Straße, an den Hängen und auf dem Meer.
Getreu seinem Motto "Miracles can be made but only by sweating" akzeptierte dieser Mann keine Niederlagen.
Er starb in seinem Bett, nachdem er auf dieselbe tapfere Weise gegen Krebs gekämpft hatte, wie er sein Leben gelebt hat.
Ein Mann und sein Stil
Superreich, berühmt, intelligent, elegant, gutaussehend und charismatisch. Nicht immer eine Garantie für Geschmack, doch Gianni Agnelli war in der Lage, riesige Summen für hochwertige und erhabene Dinge auszugeben, die stets von ruhiger Eleganz geprägt waren.
Niemals laut, immer mit Understatement. Ganz wie sein persönlicher Kleidungsstil. Was für ein Unterschied zu einigen Herrschaften heutzutage...
Also liebe Herren, in diesen schwierigen Zeiten bitten wir darum, die Wörter, die Weisheiten und den Stil dieser Vorbilder zu beherzigen und sich aufzumachen, um Großes zu vollbringen...
Zum Abschluss fügen wir noch einen Link zu einer Kurz-Doku über Agnelli anbei – Film ab!